2007 gründete ein junger Mann aus New York City den Microblogging-Dienst Tumblr. Seitdem verzeichnet das Blogger-Netzwerk 117,1 Millionen Blogs und 53,5 Milliarden Einträge weltweit. Täglich werden ungefähr 73,4 Millionen Einträge veröffentlicht. 42 Prozent davon derzeit noch in den USA. Aber Tumblr holt auf, auch in Deutschland.
Die Zeitschrift Fortune betitelt David Karp, den jungen Tumblr-Gründer, als „Tycoon der Internet-Ära der sozialen Netzwerke“. Dabei ist der 26-jährige eher bescheiden. Obwohl er bereits 233 Millionen Euro mit Tumblr verdient hat, will er sein Unternehmen mit dem Gewinn möglichst weiterentwickeln.
Mitte Mai wurde bestätigt, dass Tumblr für 1,1 Milliarden Dollar an Yahoo verkauft werden soll. Bedingung dafür war, dass das Blogger-Netzwerk unabhängig bleibe. Yahoo habe im Gegensatz zu Google den Anschluss an die Weiterentwicklungen im Netz verpasst. So erhofft man sich mit dem Kauf von Tumblr nun einen Wiederaufschwung des Unternehmens. Besonders Wert werde dabei auf den „Coolness-Faktor“ gelegt, so ZEIT ONLINE. Damit sollen wieder mehr jüngere Nutzer angelockt werden. Die Chancen dafür stehen im Moment nicht schlecht, denn Tumblr ist noch nicht so verbraucht wie Facebook. Dort gibt es – und das wird vor allem die jüngeren User interessieren – noch viel Neues zu entdecken.
Tumblr’s Erfolgsrezept liegt in der Lückenfüllung zwischen Facebook und Twitter. Oft wird das Netzwerk als Microblogging-Dienst beschrieben. Es stellt allerdings mehr als nur eine Multimedia-Plattform sowie Instragram oder Flickr dar. Auf Tumblr können die User ihren Content hochladen, sei es als Video, Bild, Text, Podcast, GIF o.ä. Aber nicht nur das, sie können dort auch ihre eigenen Inhalte bzw. die Inhalten von anderen Blogs teilen. Diese Möglichkeit sieht Gründer Karp als Quintessenz des Erfolges. In einem Interview mit dem Forbes Magazin berichtet er, dass es den meisten Usern darum geht, Content teilen zu können. Tumblr mache dies eher möglich als andere Blog-Dienste.
Die Vorteil von Tumblr liegen auf der Hand: Zum einen ist es einfach zu handhaben. Ähnlich wie bei Facebook oder Twitter lässt sich hier schnell ein Profil anlegen. Zudem ähneln die Tumblr-Funktionen denen von Facebook und Twitter. Darunter fallen unter anderem die Gesprächsverläufe als auch das Posten von Bildern oder Videos.
Bislang gab es noch keinen sozialen Dienst für Blogger und Blogs. Tumblr schließt nun genau diese Marktlücke. Dort können Blogger anderen Blogs folgen, ohne, dass diese einen zurück verfolgen müssen. Außerdem gibt es eine Reblog-Funktion, über die man den Post eines anderen Bloggers „rebloggen“ kann. Der Newsstream vervollständigt das Angebot. Ein weiterer Vorteil ist, dass man über Tumblr nicht wieder und wieder neue Plugins installieren muss, um die Software aktuell zu halten, sondern sich gleich den inhaltlichen Posts zuwenden kann.
Auch deutsche Medien sind bereits auf den Trichter gekommen Tumblr zu nutzen. So unter anderem ZEIT ONLINE mit dem ZEITansage-Blog oder Süddeutsche ONLINE mit dem „Phänomene – Lach- und Sachgeschichten“-Blog. Großer Beliebtheit erfreuen sich zudem die Tumblr-Blogs „When you really live in…“. Dort veröffentlichen Blogger GIF-Animationen von speziellen Orten aus einer Stadt, die irgendwie symbolisch dafür stehen. So gibt es für Deutschland unter anderem humorvolle Beiträge über Berlin, Hamburg und München.
Als Resumé könnte man Tumblr nun als weitere Blog-Plattform zu den ernst zu nehmenden Konkurrenten von WordPress und Blogger zählen. Aber das wäre wohl eher ein Fehler, denn dadurch, dass dort auch Inhalte von anderen Bloggern geteilt werden können, schließt es die Lücke zwischen Social Media Diensten und Blogs und bildet gleichzeitig eine Metaform.
(Artikelgrafik: Tumblr_Theme_Garden (c) Tumblr)