Wer denkt Kirche und Internet können nicht zusammen funktionieren, liegt falsch. Einige Gemeinden gehen mit der Zeit und haben bereit Blogs, Facebook- und Twitterprofile kreiert. Ralf Peter Reimann ist gleichzeitig Pastor und Internetbeauftragter der Evangelischen Kirche im Rheinland. Mit dem Präsesblog hat die Kirche nun einen Schritt in Richtung neue Medien und Technologien gemacht. Im Interview berichtet Pastor Reimann über die Entstehung und Bedeutung des Blogs von Präses Manfred Rekowski.
Religion und Kirche werden oft als etwas Archaisches wahrgenommen. Ist die Nutzung von Social Media ein Aufbruch in eine neue Zeit?
Kirche versteht sich als Gemeinschaft, daher ist es nur folgerichtig soziale Medien auch selbst zu nutzen. Damit brechen wir nicht in eine neue Zeit auf, sondern wir gehen mit der Zeit. Dabei nutzen wir als Kirche gerne auch neue Medien und Technologien. Das war vor ca. 500 Jahren der damals neue Buchdruck, der die rasche und weitreichende Verbreitung der Reformationsthesen Martin Luthers erst möglich gemacht hat. Mit dem Aufkommen des Rundfunks in den 1920er Jahren haben wir begonnen, Rundfunkandachten zu senden. In den 1980er Jahren gab es User-Groups zu religiösen Themen, da ist es nur konsequent, auch Social Media zu nutzen. Bereits seit 2006 gab es – wenn auch in geringer Zahl – bloggende Pfarrer, mit dem Präsesblog bloggt allerdings erstmalig ein Leitender Geistlicher.
Wenn man den Blog als Medium und Austauschmittel für und mit den Nutzern betrachtet, was bedeutet das Bloggen dann für die Kirche?
Präses Manfred Rekowski schreibt in seinem ersten Blogpost: „Social Media stellen daher Kontaktpunkte her, die es ohne das Internet so nicht gäbe. In diesem Sinne unterstützen sie persönliche Kommunikation, sie eröffnen auch neue Kommunikationskanäle und -formen. Sie sind eine große Chance, unseren Verkündigungsauftrag wahrzunehmen. Diese möchte ich gerne nutzen.“
Warum ist ein Blog eine geeignete Plattform um Religion darzustellen?
Ein Blog bietet die Möglichkeit, Positionen pointiert darzustellen, und ermöglicht es, über Kommentare Rückmeldungen zu erhalten. So können der Präses und die rheinische Kirchenleitung ihre Anliegen in die Kirche kommunizieren und Gemeindemitglieder haben die Möglichkeit, Feedback zu geben. Ein Blog ergänzt in diesem Sinne auch die institutionelle Kommunikation. Natürlich soll der Blog auch über den Bereich der Kirchenmitglieder hinaus Wirkung entfalten. Blogs verlinken sich über Pingbacks ja quasi automatisch. Der Präsesblog drückt damit auch Dialogbereitschaft in die Blogosphäre aus. Die Netzcommunity nehmen wir häufig als atheistisch geprägt wahr. Hier signalisieren wir als Kirche: Wir möchten mit Euch auf Augenhöhe zu gesellschaftlich relevanten Themen reden, denn auch die Religion leistet einen Beitrag in unserer Gesellschaft.
Welche Vorteile bringt der Präsesblog für die evangelische Kirche im Rheinland?
Seit einem dreiviertel Jahr ist die rheinische Kirche auf Facebook mit einer eigenen Fanpage unter facebook.com/ekir.de aktiv, seit fast drei Jahren twittert unsere Online-Redaktion mit @ekir_de, ebenso bespielen wir YouTube; die Einrichtung eines Blogs ist ein weiterer Baustein in unserer Social Media-Strategie – und wir sind sehr froh, dass unser neuer Präses gerne selber bloggen wollte, denn Kommunikation in sozialen Medien geht immer über Personen.
Was sind die Inhalte auf dem Präsesblog?
Wir sind zu Ostern gestartet, daher natürlich Video-Blogposts von Präses Manfred Rekowski zu Karfreitag und Ostern, Kirchenleitungsmitglied Monika Lengelsen postete einen Solidaritätsaufruf für bedrängte Christinnen und Christen in Indonesien, und zum Aufschlag gab es einen Post zum Umgang mit Social Media.
Für welche Art von Medium (Video, Text, etc.) bekommt ihr auf eurem Blog den meisten Zuspruch?
Nach so kurzer Laufzeit ist es zu früh, eine Auswertung zu machen. Wir freuen uns über die vielen Kommentare zu den einzelnen Blogposts, der neueste Blogpost „Glauben teilen“ erhielt innerhalb anderthalb Stunden über 30 Facebook-Empfehlungen. Wir merken, was der Präses und andere Kirchenleitungsmitglieder sagen, regt zum Nachdenken, Kommentieren und Teilen an.
Wie haben Kirchengemeinden auf die Etablierung eures Blog reagiert? Seid ihr auf positives oder eher abwehrendes Feedback gestoßen?
Über Blogs, Twitter und Facebook erreichte uns bisher nur positives Feedback, unsere Ankündigungstweets zum neuen Blog wurden gerne retweetet.
(Foto: Präses Manfred Rekowski bloggt für die evangelische Kirche im Rheinland auf dem Präsesblog (c) Landeskirchenamt/Uwe Schinkel)